Kürzlich habe ich einen Callboy für ein paar Stunden Spaß gebucht. Es war mein erstes Mal, und obwohl ich durch meine Erfahrungen mit Stripclubs, Tantra-Massagen und einem Leben, das von Sexualität als professionelle Dominatrix geprägt ist, einiges gewohnt bin, war ich nervös.
Es war etwas, das ich schon lange ausprobieren wollte. Im Laufe der Jahre hatte ich immer mal wieder Webseiten durchstöbert und ein wenig recherchiert, dann aber immer gezögert. Es ist ironisch, wenn man bedenkt, dass ich seit fast einem Jahrzehnt als professionelle Dominatrix arbeite und viele Sexarbeiter:innen zu meinen Freunden zählen. Dennoch spürte ich eine Barriere.
Ich begann mich zu fragen, ob meine Zögerlichkeit mit meiner Sozialisation als Frau zu tun hatte. Wie viele andere Frauen auch würde ich keinen Moment zögern, mir eine Wellness-Behandlung wie eine Massage zu gönnen, und ich spare nicht an gutem Essen oder Wein, aber der Gedanke, einen Escort zu buchen, fühlte sich fast nach einem Tabu an. Die Darstellung in den Medien spielt sicher eine Rolle bei dieser Wahrnehmung: Männer, die Escorts oder Dominas buchen, sind ein gängiges Klischee, aber Beispiele von Frauen, die dasselbe tun, sind eher selten.
Die Idee wurde nach einem Gespräch mit einer Freundin bei einem Abendessen greifbarer. Ich erwähnte, dass ich darüber nachdachte, und sie teilte einen Link zu einer Website, die sie sich angesehen hatte. Wir durchstöberten zusammen die Profile. Sie zeigte mir jemanden, den sie mochte, aber er war nicht mein Typ. Ich scrollte weiter, bis mir ein Profil ins Auge fiel. Seine Bilder waren sexy, und der Text in seinem Profil deutete darauf hin, dass er für ein bisschen "Pillow Talk" perfekt wäre, also beschloss ich, ihn zu kontaktieren und nach seiner Verfügbarkeit zu fragen.
Ein paar Tagen später war es dann so weit. Als er an meiner Tür klingelte, raste mein Herz. Nach einem kurzen Gespräch gingen wir zu etwas Vorspiel über, um die richtige Stimmung herzustellen, und dann – naja, die pikanten Details überlasse ich deiner Fantasie.
Was mich am meisten beeindruckte war, wie ich mich danach fühlte. Ein häufiges Argument gegen Sexarbeit, das ich immer wieder höre, ist die fehlende Bereitschaft, für etwas zu bezahlen, das man „auch kostenlos haben könnte.“ Ich habe sehr versierte Liebhaber, bekomme viel Erfüllung durch meine Sexarbeit und könnte mir bei Bedarf schnell ein Date über eine App organisieren, aber es war einfach etwas sehr Geiles daran, für ein Date zu bezahlen. Es machte mir Spaß, durch Profile zu scrollen, jemanden auszuwählen, der mich interessierte, und die Vorfreude auf das Treffen zu spüren. Und ich muss sagen, er hat mich definitiv nicht enttäuscht!
Ich verstand sofort den Reiz. Diese Erfahrung gab mir außerdem eine neue Perspektive auf meine Kunden: Auch als Profi fühlte ich mich vorher nervös. Das Kribbeln im Bauch, die Neugier, wie es sich entwickeln würde – all das spiegelte wider, was viele meiner Gäste wahrscheinlich fühlen, bevor sie eine Session mit mir buchen.
Ich fühlte auch eine tiefere Verbindung zu all meinen Gästen, einschließlich derer, die nicht dem Stereotyp der Kunden entsprechen, die eine Dominatrix suchen. Während Männer die Mehrheit meiner Klientel ausmachen, liebe ich auch die Sessions, die ich mit Paaren, Frauen, Trans- und Queer-Personen hatte. Und jetzt, durch meine eigene Erfahrung, verstehe ich besser, welche gesellschaftlichen und persönlichen Grenzen die letzteren möglicherweise überwinden mussten, um eine Session mit mir zu buchen.
Jedenfalls hat mich das Date mit dem Callboy so sehr begeistert, dass ich es wieder ausprobieren möchte. Ob als Belohnung für mich selbst oder einfach als Möglichkeit, ein bisschen Spaß zu haben - es ist eine Erfahrung, die ich mir gegönnt habe, und ich freue mich schon darauf, sie zu wiederholen!